top of page

Spiegel der Zeit - Wie das Leben unsere Persönlichkeit formt


Lebenslanges Wachstum: Wurzeln, Flügel und Weisheit. Der Prozess des Wachsens und Gedeihens, der durch Erfahrungen und Herausforderungen bedingt ist, kann metaphorisch als das Wachstum eines Baumes interpretiert werden.
Lebenslanges Wachstum: Wurzeln, Flügel und Weisheit. Der Prozess des Wachsens und Gedeihens, der durch Erfahrungen und Herausforderungen bedingt ist, kann metaphorisch als das Wachstum eines Baumes interpretiert werden.

Wandlung im Wandel: Ein faszinierender Prozess


Der Begriff der "Persönlichkeit" bezeichnet die Gesamtheit aller Eigenschaften, die das individuelle Denken, Fühlen und Verhalten eines Menschen definieren . Dieser Ansatz basiert auf der Annahme, dass die individuelle Ausprägung stabiler Eigenschaften die Grundlage der Persönlichkeitsentwicklung bildet (John, 2008; John & Robins, 2021). Die Entwicklung der Persönlichkeit ist ein faszinierender Prozess, der ein Leben lang andauert. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Entwicklung ist ein wesentlicher Faktor, um das volle Potenzial zu entfalten.


Die vorliegenden empirischen Befunde erlauben bereits eine teilweise Überprüfung von Konzeptionen zur langfristigen Gen-Umwelt-Wirkung. Zu den gesicherten Befunden zählen die langfristige, genetisch bedingte Stabilität kognitiver Fähigkeiten während des Erwachsenenalters sowie die individuellen Gen-Umwelt-Korrelationen im höheren Lebensalter (Hany, 2000).


„Die bedeutesten Persönlichkeitsveränderungen finden zwischen den 18. und 30. und ab dem 60ten Lebensjahr statt"


Die These einer Gen-Umwelt-Korrelation wird durch eine aktuelle Metastudie aus dem Jahr 2022 gestützt, die auf Erkenntnissen ab dem Jahr 2005 basiert und mehr als 240.000 Probanden umfasste. Das Team, das sich aus drei amerikanischen und einer Schweizer Universität zusammensetzte, konnte in Übereinstimmung mit früheren metaanalytischen Erkenntnissen eine signifikante Zunahme der Stabilität von Persönlichkeitsmerkmalen während des gesamten frühen Lebens beobachten, bevor im jungen Erwachsenenalter ein Plateau erreicht wurde. Demnach manifestieren sich die signifikantesten Veränderungen der Persönlichkeit zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr sowie ab dem 60. Lebensjahr. Zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr sind demnach lediglich geringfügige Entwicklungen in der Persönlichkeit zu beobachten (Bleidorn et al., 2022).


In der Periode zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr findet die Suche nach der eigenen Identität statt, die von der Frage nach dem Selbst und den Lebenszielen geprägt ist. Dieser Prozess kann tiefgreifende Veränderungen in den Werten, Zielen und Beziehungen zur Folge haben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Autonomie, die sich in der Abnabelung von den Eltern und der Entwicklung einer eigenen Lebensweise manifestiert. Die Übernahme von Verantwortung und die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, sind zentrale Elemente dieser Phase. Auch die Entwicklung sozialer Beziehungen spielt eine bedeutende Rolle, denn es kommt zu einer Zunahme an Bedeutung von Freundschaften und romantischen Beziehungen, wobei die Suche nach Zugehörigkeit und Intimität das soziale Leben prägt.


Hinsichtlich der beruflichen Entwicklung sind die Berufswahl und der Einstieg ins Berufsleben als signifikante Meilensteine zu betrachten, die eine ausgeprägte Einflussnahme auf die Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. Die Analyse der Daten zeigt, dass Personen, die ihren ersten Job aufnehmen, im Durchschnitt eine höhere Gewissenhaftigkeit aufweisen. Diese Tendenz ist auch bei der Berücksichtigung des Alters der Personen zu beobachten. Die Frage nach den Ursachen dieser Veränderungen lässt sich durch biologische Faktoren erklären. Hierzu zählen hormonelle Veränderungen, die Entwicklung des Gehirns und die körperliche Reifung.


Soziale Faktoren, wie der Druck der Gesellschaft, Erwartungen der Familie und Freunde sowie neue soziale Rollen (z. B. Student, Berufstätiger), prägen die Entwicklung. Psychologische Faktoren, wie die Auseinandersetzung mit eigenen Stärken und Schwächen, die Verarbeitung von Erfahrungen und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien, führen zu Veränderungen.


Ab dem 60. Lebensjahr erfolgt eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte, wobei Erfolge und Misserfolge bewertet und neue Perspektiven entwickelt werden. Im sozialen Umfeld kommt es zu Veränderungen, die durch den Ruhestand, den Tod von Freunden und Angehörigen sowie körperliche Einschränkungen bedingt sind. Es entwickeln sich neue Rollen und Identitäten, wobei viele Menschen im Ruhestand neue Interessen und Hobbys aufnehmen. Die Rolle als Großeltern oder ehrenamtlich Tätiger kann die Identität bereichern. Die Frage, welche Ursachen diesen Veränderungen zugrunde liegen, lässt sich aus verschiedenen Perspektiven beantworten. Einerseits können diese Veränderungen auf biologische Faktoren zurückgeführt werden, wie Alterungsprozesse, körperliche Einschränkungen und gesundheitliche Probleme, welche die Lebensqualität und das Selbstbild beeinflussen. Darüber hinaus spielen sozioökonomische Faktoren eine Rolle, wie der Rückzug aus dem Berufsleben, veränderte soziale Beziehungen und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben.


Darüber hinaus spielen psychologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Hierzu zählen insbesondere die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens, die Suche nach Sinn und die Entwicklung einer positiven Einstellung zum Alter.

 
 
 

Kommentare


bottom of page